Botswana: Es ist morgens um halb fünf, mein Wecker piepst, ich taste nach meiner Taschenlampe und mache mich auf den Weg zur Dusche. Diese befindet sich draussen und ist gegen oben hin offen. Die Temperatur beträgt -1 Grad.

Okavango Delta: Ich sitze in einem Einbaumboot, das sanft durchs Wasser gleitet. Stille. Nur das Rascheln der Graspflanzen ist zu hören und das Plätschern, wenn der Poler mit seinem Stock das Boot vorwärts treibt. Hunderte von Insekten krabbeln auf mir rum.

Sambia: Es rüttelt und schüttelt. Unser Truck kämpft sich durch Schlaglöcher, feiner roter Staub erschwert das Atmen. Die Strasse ist so schlecht, dass wir regelrecht aus den Sitzen gerissen werden. Für 100 km benötigen wir vier Stunden.

South Luangwa: Stockdunkle afrikanische Nacht, wir sitzen am Feuer. Es ist zehn Uhr abends, eigentlich Schlafenszeit, doch niemand rührt sich. Wir hören Hippos grasen und Hyänen lachen. Der Guide begleitet uns persönlich zum Zelt. Es ist die Gegend mit der höchsten Leoparden-Population in ganz Afrika.

Malawi: Ich liege im abgedunkelten Zimmer zwischen kühlen Laken unter einem Moskitonetz. Ab und zu flitzt ein Gecko über die Zimmerdecke, meine Beine schmerzen. Ich bin gerade zehn Stunden auf einen Berg hinauf gekraxelt und wieder hinunter gestolpert. Mit genau 30 Minuten Pause.

Tansania: Die Fähre befindet sich auf dem Weg von Sansibar zurück nach Dar es Salaam. Hoher Wellengang. Ringsum werden Spucktüten verteilt und fleissig gebraucht. Ich bin zum Glück einigermassen wohlauf. Nach zwei Stunden gehen wir mit weichen Knien und völlig gerädert an Land.

Nein, mit einer gemütlichen Sightseeing Tour hatte meine Reise von Süd- nach Ostafrika nichts zu tun. Es war anstrengend und die langen Fahrten erforderten viel Geduld. Dafür wurden wir mit fantastischen Erlebnissen, Naturwundern, aufregenden Abenteuern und nicht zuletzt mit ausgezeichnetem Essen belohnt.

Wir waren mit einem Truck unterwegs, der mehr einem Armee-Fahrzeug glich als einem Touristenbus. Kein Komfort, null Luxus. Die Guides haben uns am ersten Tag gewarnt: „This is an adventure, not a holiday“ und „Expect the unexpected“. Das Unerwartete traf dann auch gleich sofort ein. Nach unserem allerersten Einkaufs- und Toiletten-Stop sprang nämlich der Truck nicht mehr an, was uns zu einem leicht hysterischen Lachen veranlasste, hatten wir doch noch über 5000 Kilometer vor uns. Aber kein Problem für Johnny, alles war im Nu behoben.

Überhaupt bringt die Guides nichts und niemand aus der Ruhe. Sie sind Reiseleiter, Fahrer, Koch, Entertainer, Zoologe, Mechaniker, Arzt und Psychologe in einer Person. Sie wissen, wie man mit sturen Zollbeamten und aggressiven Elefanten umgeht. Egal ob jemand noch „schnell“ ein Visum braucht, man sich morgens um vier aus dem Zimmer ausschliesst (jaaa, ist mir passiert…) oder ob der Truck sich mitten in der Pampa plötzlich mit Rauch füllt – die Reaktion ist immer dieselbe: „Don’t worry. We will make a plan. We always do.“

Positiv überrascht war ich von den Unterkünften. Manchmal ein Zelt, manchmal sogar ein Chalet, immer anders und meistens sehr liebevoll eingerichtet. Oft mit Haustier. Gleich am ersten Abend musste ich meine Dusche mit drei Fröschen teilen, was mich bezüglich zukünftigen Mitbewohnern abgehärtet hat. Im Okavango Delta haben wir wild gecampt. Das heisst drei Tage ohne Dusche, und das WC bestand aus einem aus der Erde ausgehobenen Loch und einer Schaufel, mit der man das Geschäft zudecken konnte.

Den meisten Kontakt zu den Einheimischen hatten wir in Malawi. Wir besuchten ein Dorf und wurden dabei von einer Horde Jungs begleitet, was während der ersten zehn Minuten lustig, nachher aber nur noch anstrengend und nervtötend war. Wie die Geier fielen sie über uns her, löcherten uns mit den immer gleichen Fragen und wollten uns natürlich allerlei verkaufen. „Nein, ich will meine Schuhe nicht gegen Rastazöpfe eintauschen!“ Der Besuch eines Spitals und einer Schule war hingegen sehr interessant, auch wenn es da ebenfalls vor allem um Spenden ging. Es ist bei allem Verständnis doch ein wenig befremdend, wenn man von einigen Schulkids anstatt mit einem „Hello“ mit einem „Give me pen!“ begrüsst wird.

Das Schönste an Afrika sind die Abende. Wenn nach einem atemberaubenden Sonnenuntergang Millionen von Sterne am Nachthimmel erscheinen, man gemeinsam am Feuer sitzt und den spannenden Geschichten der Guides lauscht. Unser Chef-Guide hat immer zuerst dem Truck dafür gedankt, dass er uns sicher ans Ziel gebracht hat, dann gab es ein kurzes Briefing für den nächsten Tag: Wake-up call um 4, Frühstück um halb 5…

Nein, es waren keine Ferien, es war ein Abenteuer – ein wunderschönes!