Juhuuu, Gotti, Götti und Tante werden mich besuchen! Wie ich mich freue! Nicht nur auf die Tatsache, dass ich jemandem „mein“ Cape Town zeigen kann, sondern auch auf das Zusammensein mit einer „älteren Generation“. Die letzten Monate waren bei allem Spass manchmal doch etwas anstrengend, denn die oftmals erst 20-jährigen Sprachschulstudenten pflegen einen anderen Lifestyle als meinereiner…

Kann mir jemand erklären, warum es sieben SMS und vier Anrufe braucht um ein Treffen zu arrangieren? Früher (ich weiss, ich töne alt) beschloss man, sich nächsten Sonntag um eins vor dem Café zu treffen. Und dann war man am nächsten Sonntag um eins vor dem Café. So einfach. In der Handy-Welt von heute braucht es unzählige Mitteilungen um erst zweimal den Ort zu wechseln und dann dreimal die Zeit zu verschieben. Wartet man endlich gemäss letztem SMS um halb drei vor dem Eingang des Supermarkts, steht man sich die Beine in den Bauch, weil die Jungen sich trotz allem verspäten – allerdings ohne dies erneut mitzuteilen, denn inzwischen ist das Handy-Guthaben aufgebraucht.

Per Taxi in 20 Minuten zum Botanischen Garten? Wäre durchaus möglich, aber es geht auch anders. Man kann zuerst ein kurzes halbes Stündchen zum Bus-Bahnhof spazieren, per Minibus in 45 Minuten nach Claremont fahren, da in ein Taxi umsteigen, das einen in nur noch 10 Minuten zum angesteuerten Garten fährt. Man spart so vier Franken.

Selbst das Nachhausegehen nach dem abendlichen Ausgang ist jeweils nicht ganz unkompliziert. WIRKLICH jetzt schon? Den ganzen Abend war nicht viel los, aber vielleicht ist es ja in einem anderen Club DOCH noch lustig. Wo soll man hin? Fez Club? Zu teuer. Cubana? Zu weit weg. Dubliner’s? Zu langweilig. Hierbleiben? Nein… Ich lasse dann schüchtern verlauten, dass ich ein Taxi nach Hause bestelle und frage, wer alles mitkommt. Ich! Ich… ok, ich auch. Bis der Wagen da ist, haben meine drei Mitfahrerinnen wieder zu diskutieren begonnen, nicht ohne in leichter Unentschlossenheit das Taxi dann zehn Minuten auf offener Strasse warten zu lassen. Schliesslich sitze ich allein auf dem Rücksitz, atme tief durch, grinse vor mich hin und geniesse die wunderbare Stille, während mich der Chauffeur durchs nächtliche Kapstadt nach Hause fährt.

(Alle Angaben ohne Übertreibung.)