Nun bin ich schon fast einen Monat in Kapstadt und langsam aber sicher macht sich sowas wie Alltag breit. Längst gehe auch ich bei rot über die Strasse und ich finde es ganz normal, dass vor dem Haus Leute stehen, die den Abfall durchwühlen. Nicht etwa Bettler, nein, das sind Angestellte der Müllabfuhr, die den Abfall trennen…
Mit dem Sprachenwirrwarr komme ich inzwischen besser zurecht. Xhosa höre ich nur in den Läden, Deutsch ist für den Kontakt nach Hause, Afrikaans ein Hobby, Englisch normal. Es plaudert sich von Woche zu Woche lockerer und das affektierte britische „Öööööuuuuh!“ macht sich sehr gut in meinem Wortschatz.
Nach wie vor unverständlich sind die WetterKAPriolen. Es ist unmöglich, sich am Morgen richtig anzuziehen. „Four seasons in one day“, ein Satz, den jeder Kapstädter zum besten gibt. Und was wir in der Schweiz als stürmisch bezeichnen, ist hier normal.
In der Gastfamilie lebts sich super. Täglich finde ich folgenden Frühstückstisch vor: Wasser, Tee, Milch, Cornflakes, Toast, Butter, Konfi, Joghurt und manchmal ein Zettelchen, auf dem steht: „Enjoy your day!“ Ansonsten werde ich früh morgens – d.h. um 8.00 Uhr 🙂 – in Ruhe gelassen, was sehr angenehm ist.
Nach der Schule ist meistens ein Stadtbummel mit anderen Studenten angesagt. Abends gehe ich nicht so oft weg, da es gefährlich und deswegen etwas kompliziert ist. Bei Dunkelheit darf ich selbst in meinem beschaulichen Wohnquartier nicht allein raus und ein Taxi soll man immer per Telefon bestellen und nicht die vielen benützen, die man auf der Strasse so antrifft. Meine Gastmutter instruierte mich: „I‘ll kill you!“ seien die Lieblingsworte der Kriminellen hier und falls ich die mal zu hören bekäme, solle ich einfach Geld und Handy rausrücken und das nicht weiter ernst nehmen… Ok, alles klar, mach ich…