Townships – ein schwieriges Thema. Soll man da hingehen? Sich an der Armut der anderen ergötzen und mit dem guten Gefühl nach Hause gehen, dass man es selber so viel besser hat? Macht es Sinn, mit mitleidigem Blick zwischen den Wellblechhütten umherzuwandern und bettelnde Kinderhände zu schütteln?

Die Schule bietet solche Touren an und ich denke, so eine Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder. Mit gemischten Gefühlen besteige ich also den Kleinbus, der uns nach Langa bringt, ein Township zwischen der Stadt und dem Flughafen. Als wir aussteigen und sich noch eine andere Besuchergruppe zu uns gesellt, wäre ich am liebsten wieder nach Hause gegangen. Wir besuchen als erstes eine Primarschule und es ist genau so wie ich befürchtet hatte. Auf der einen Seite die Kinder, die für uns singen und tanzen, auf der anderen Seite die Touristen, mit ihren Digicams wild darauflos knipsend. Ich lasse meine Kamera vorerst in der Tasche.

Als nächstes besuchen wir ein kleines Keramik-Atelier, in dem wunderschönes Geschirr hergestellt wird. Langsam fällt die Befangenheit von mir ab, zeigt sich in diesem Projekt doch ein wenig Hoffnung. Auch die „Boy Group“, die afrikanische Rhythmen zum Besten gibt, löst meine verkrampfte Stimmung.

Ein Shebeen ist sowas wie ein illegales Pub. Wir kommen in den Genuss eines gekochten, bierähnlichen, alkoholischen Getränks, das in einem Blecheimer herumgereicht wird. Es schmeckt gar nicht mal so schlecht. Dieses gemeinsame Trinken aus einem einzigen Gefäss hat für die Township-Bewohner eine wichtige symbolische Bedeutung. Alles wird geteilt, die Shacks (Hütten) und das Essen. Die wenigen, die Arbeit haben, teilen den Lohn mit den vielen Arbeitslosen.

A propos teilen: beim Verlassen des Shebeens erwartet uns ein für sanfte Gemüter eher ungeeigneter Anblick. Eine Big Mama kommt uns entgegen, in den Armen trägt sie drei, vier abgehackte Schafsköpfe mit sich rum. Noch mit Fell und allem. Wir sehen kurz zu, wie diese auf offenem Feuer zubereitet werden.

Als letztes können wir uns eine Behausung von innen ansehen. Von den Platzverhältnissen her ähnelt es einem Eisenbahn-Schlafwagen. Die Räume sind vollgestopft mit Kleidern und anderen Alltagsgegenständen. Die Menschen liegen mit desinteressiertem Blick auf schmutzigen Laken, es müffelt modrig. Wir fragen einen Mann, warum er es zulässt, dass ganze Touristengruppen ihn besuchen kommen. Er sagt, er fühle sich von der Regierung betrogen und im Stich gelassen. Er wolle, dass die Leute wissen, wie die Situation wirklich ist.