Ich stehe in der Jordaan Street vor dem Haus Nr. 28, alles ist still. Hmm? Ich dachte, ich ziehe bei einer Grossfamilie ein? Ein kleines Fraueli öffnet die Tür, lässt mich eintreten und gibt mir in einem Englisch-Afrikaans-Gemisch zu verstehen, dass die Familie ausser Haus sei. Sie bringen grade ihre Tochter zum Flughafen. Aha. Katrina ist die Haushälterin und lebt seit über 20 Jahren bei den Jappies. Dem Aussehen nach stammt sie von den Ureinwohnern, den Khoikhoi, ab und bis heute weiss ich nicht, ob sie Zähne hat.
Während ich mein Zimmer beziehe, kommen die Eltern (in voller muslimischer Montur) und der jüngste Sohn (in Jeans) nach Hause. Die Männer können mir knapp die Hand schütteln, da umarmt mich die Mutter, heisst mich herzlich willkommen und hört eine Stunde lang nicht mehr auf zu reden. Während ich der bekopftuchten Salma zuhöre, wird vor dem Wohnzimmerfenster ein Sarg vorbeigetragen. Eine Beerdigung zieht durch die Strassen. Alles kommt mir ein wenig surreal vor.
Von den ganzen Hausbewohnern (inkl. einem anderen Studenten aus Syrien) sehe ich oft nur die Eltern. Sie sind extrem nett. Die Mutter ist sehr unterhaltsam, redet viel und erzählt lustige Anekdoten. Der Vater ist ruhiger, macht aber gerne seine Witzchen und grinst dabei von einem Ohr zum andern. Ich bewohne ein Zimmer gleich neben der (vergitterten) Haustür mit direkt anschliessendem Bad. Sehr gäbig! Es ist nicht gerade modern eingerichtet, aber ich habe für alles genügend Platz und ich muss weder selber putzen noch waschen. Kochen schon gar nicht. Jeden Abend gibt es schmackhaftes kapmalaiisches Essen, das meistens aus Reis, würzigem Fleisch und einem Gemüseeintopf besteht. Lekker, wie wir Afrikaner sagen! 🙂 Manchmal gibt es anschliessend ein Dessert und wir plaudern am Tisch, während uns draussen der Muezzin in den Abend begleitet.