Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit.“ Wie wahr! Schnell etwas essen gehen ist in Südafrika unmöglich. Zwei Stunden muss man schon einplanen, wenn man in einem Restaurant einen Happen zu sich nehmen will. Aber am besten ist sowieso, man lässt das Planen sein…

Ab und zu stehe ich – schweren Herzens (oder schweren Augenliderns) – morgens früher auf, um in der Schule vor dem Unterricht in Ruhe meine Mails zu lesen. Und ich kann fast sicher sein, dass genau an diesen Tagen das Internet nicht funktioniert. Oder wie oft mussten die Lehrer schon improvisieren, weil kein funktionstüchtiger Fotokopierer aufzufinden war! Wenn der Kopierer geht, ist sicher kein Papier vorhanden.

Meine Gastfamilie hat sich damit abgefunden, dass zu wenig Hausschlüssel da sind. Vier Studenten, zwei Haustüren mit unterschiedlichen Schlössern plus jeweils ein Aussengitter mit wiederum einem anderen Schloss – das ist selbst für die Jappies zuviel. Wenn die Familienmitglieder nun ausgehen, werfen sie nach dem Abschliessen einfach die Schlüssel durchs Gitter ins Wohnzimmer zurück; jemand, der sie braucht, wird sie dann schon finden… Andererseits konnte ich eines nachts nach dem Ausgang nicht ins Haus zurück, weil die Tochter die Tür mit einer Kette verriegelt hatte. So erlebte ich morgens um halb drei recht ungemütliche Minuten bis nach heftigem Klopfen, Sturmläuten, mehreren Anrufen aufs Festnetz-Telefon und Handy endlich meine Gastmutter erwachte und mich reinlassen konnte.

Manchmal stellen einen die Taxifahrer auf eine harte Geduldsprobe. Entweder weil das bestellte Taxi nach einer halben Stunde immer noch nicht auftaucht oder weil sie so redselig sind, dass man nach der Fahrt kaum Gelegenheit findet auszusteigen, ohne sie unhöflich in ihrem Redefluss unterbrechen zu müssen. Auch schon habe ich in einem Laden einige Zeit damit verbracht, einer anderen Kundin beratend zur Seite zu stehen, weil sie sich nicht entscheiden konnte, welche Schuhe sie kaufen soll.

Jaajaa, nach über zwei Monaten Afrika bin ich die Ruhe selbst…